Großbritannien hat die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Syrien angekündigt, die vor 14 Jahren nach einem Besuch von Außenminister David Lammy in Damaskus am 5. Juli 2025 abgebrochen wurden. Es war der erste Besuch eines britischen Ministers in dem Land seit dem Bürgerkrieg 2011, der zum Abbruch der Beziehungen zwischen London und dem Regime von Baschar al-Assad geführt hatte. Wie aus einer offiziellen Erklärung des britischen Außenministeriums hervorgeht, die auf der Website der Regierung veröffentlicht wurde, wurde die Entscheidung acht Monate nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 getroffen. In der Erklärung wurde betont, dass Großbritannien die neue syrische Regierung beim Wiederaufbau der Wirtschaft, einem inklusiven politischen Übergang und der Erlangung von Gerechtigkeit für die Opfer des vorherigen Regimes unterstützen will. London stellt 94,5 Millionen Pfund für humanitäre Hilfe, langfristigen Wiederaufbau durch Bildung und Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Unterstützung für Länder in der Region bereit, die syrische Flüchtlinge aufnehmen. Weitere 2 Millionen Pfund wurden an die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) überwiesen, um bei der Vernichtung der verbleibenden Chemiewaffenbestände in Syrien zu helfen.
Lammys Besuch in Damaskus war ein Meilenstein und symbolisierte den Wandel in Großbritanniens Haltung zur Syrien-Frage. Der Minister betonte die Bedeutung eines inklusiven politischen Prozesses und bekundete Londons Bereitschaft, Syrien beim Aufbau einer stabilen und sicheren Zukunft zu unterstützen. „Nach über einem Jahrzehnt des Konflikts hat das syrische Volk neue Hoffnung. Großbritannien nimmt die diplomatischen Beziehungen wieder auf, weil es in unserem Interesse liegt, die neue Regierung bei der Erfüllung ihrer Verpflichtung zu unterstützen, eine stabile, sichere und wohlhabendere Zukunft für alle Syrer aufzubauen“, sagte Lammy. Er betonte außerdem, dass Großbritannien sich dafür einsetzen werde, dem Anwachsen von Extremismus und illegaler Migration entgegenzuwirken und seinen „Plan für den Wandel“ zur Stärkung von Sicherheit und Stabilität in der Region umzusetzen.
Londons Entscheidung folgt ähnlichen Schritten anderer westlicher Länder. Im Dezember 2024, nach dem Sturz des Assad-Regimes, unterzeichnete US-Präsident Donald Trump ein Dekret zur Aufhebung der 2004 gegen Syrien verhängten Sanktionen, während die Beschränkungen für den ehemaligen Präsidenten Assad und sein Umfeld bestehen blieben. Frankreich und Italien haben zudem begonnen, Kontakte zur neuen Regierung in Damaskus wiederherzustellen, und die EU diskutiert die Möglichkeit, einige Sanktionen aufzuheben, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen. Laut Reuters investieren Golfstaaten, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, aktiv in den Wiederaufbau der syrischen Infrastruktur, was zusätzliche Möglichkeiten für die internationale Zusammenarbeit schafft. Analysten weisen jedoch darauf hin, dass die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zu Syrien ein komplexer Prozess bleibt, da die Unterstützung für die neue Regierung mit den Interessen verschiedener regionaler Akteure, darunter der Türkei und des Iran, in Einklang gebracht werden muss.
Der syrische Bürgerkrieg, der 2011 begann, hat nach Angaben der Vereinten Nationen Hunderttausende Menschenleben gefordert und mehr als 5,6 Millionen Syrer zur Flucht gezwungen. Bis 2025 wurden etwa 1,5 Millionen Menschen durch Dürre und Konflikte innerhalb Syriens vertrieben. Der Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 schlug ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes auf, doch der Wiederaufbau bleibt eine gewaltige Aufgabe. Die Weltbank schätzt, dass Syrien mehr als 250 Milliarden US-Dollar benötigen wird, um seine beschädigte Infrastruktur, das Stromnetz und die sozialen Einrichtungen wiederaufzubauen.