Objekt 287 Panzer: Ein experimenteller Raketenpanzer der Sowjetunion
andere
Objekt 287 Panzer: Ein experimenteller Raketenpanzer der Sowjetunion

Objekt 287 Panzer: Ein experimenteller Raketenpanzer der Sowjetunion

Objekt 287 ist ein sowjetischer experimenteller mittlerer Raketenpanzer, der zwischen 1961 und 1965 im Versuchskonstruktionsbüro für Transporttechnik des Leningrader Kirow-Werks (OKBT LKZ) unter der Leitung von Joseph Jakowlewitsch Kotin entwickelt wurde. Dieses Projekt war als innovatives Fahrzeug mit Lenkwaffenbewaffnung sowie verbessertem Atomwaffenschutz und kumulativem Schutz konzipiert, das in einem Atomkonflikt gegnerische Panzerfahrzeuge auf große Entfernung bekämpfen sollte. Objekt 287 hatte keinen traditionellen Turm, sondern eine rotierende Plattform mit einer einziehbaren Werfervorrichtung für 9M15 Typhoon-Panzerabwehrlenkflugkörper (ATGMs) sowie eine Kombination aus 2A25 Molnija-Glattrohrkanonen für den Nahkampf. Es wurden mehrere Prototypen (Nr. 1, Nr. 3, Nr. 5) gebaut, die zwischen 1964 und 1967 in der Fabrik und im Feld erprobt wurden und eine hohe Geschwindigkeit von bis zu 66 km/h sowie Geländetauglichkeit bewiesen. Das Projekt wurde jedoch aufgrund von Mängeln des Raketensystems, der Konkurrenz durch andere Entwicklungen und einer doktrinären Verschiebung hin zu klassischen OMBTs nicht in Dienst gestellt. Objekt 287 wurde zu einem der letzten Experimente in der sowjetischen „Raketenpanzer“-Linie. Es verkörperte den Übergang von der Rohr- zur kombinierten Bewaffnung und beeinflusste die Integration von ATGMs in nachfolgende Panzer wie den T-64B und den T-72B. Damit verdeutlicht es die Entwicklung sowjetischer Panzerfahrzeuge während des Kalten Krieges.

Hintergrund und Entstehung

In den frühen 1960er Jahren verstärkte die Sowjetunion als Reaktion auf die wachsende Bedrohung durch die NATO und die nukleare Parität mit den USA ihre Panzertruppen und suchte nach Möglichkeiten, ihr Arsenal zu modernisieren. Die Lehren aus der Ungarnkrise (1956) und dem Berliner Ultimatum (1961) machten deutlich, dass Panzer benötigt wurden, die auf extreme Entfernungen eingesetzt werden konnten, Strahlung und Hohlladungssprengköpfen standhielten und tief fliegende Ziele bekämpfen konnten. Geheimdienstberichte über amerikanische M60-Patton-Panzer mit 105-mm-Kanonen und zukünftigen TOW-Systemen verdeutlichten den Rückstand bei Lenkwaffen. Ein Erlass des Zentralkomitees der KPdSU und des Ministerrats der UdSSR vom 17. Februar 1961 sowie ein Befehl des Generalkommandos der Bodentruppen (GKSV) vom 16. März 1961 beauftragten das Leningrader Panzerwerk mit der Entwicklung eines mittleren Panzers mit Lenkwaffen, verbessertem Atomwaffenschutz und Hohlladungsabwehrschirmen. Die Mission umfasste eine Reichweite von 3–4 km, eine Besatzung von maximal drei Mann, ein Gewicht von bis zu 40 Tonnen und die Integration von Panzerabwehrlenkraketen für einen „hochpräzisen“ Angriff. Zu den Konkurrenten gehörten das Konstruktionsbüro des Werks Charkow (Objekt 436 mit der Cobra) und das Konstruktionsbüro Tscheljabinsk (T-64).

Die Entwicklung von Objekt 287 begann im Januar 1962 unter der Leitung von Zh. Ya. Kotin, mit dem leitenden Designer A. A. Blinov und einem Team von 150 Spezialisten, darunter Optoelektronik-Spezialisten des Sagorsker Optik- und Mechanikwerks (ZOMZ) für Nachtsichtgeräte. Es basierte auf dem Fahrgestell des T-64 (Objekt 432) mit einem übernommenen 5TD-Triebwerk und -Fahrwerk. Der vorläufige Entwurf vom Januar 1962 sah einen klassischen Turm mit 73-mm-Kanonen und Panzerabwehrlenkwaffen vor, aber nach Untersuchungen im Jahr 1963 (die Kanonen waren gegen Chieftains nicht durchschlagskräftig) wurde der Turm verworfen. Stattdessen wurde auf dem Dach der Wanne eine rotierende Plattform mit einer einziehbaren Luke für 9M15 Typhoon-Panzerabwehrlenkwaffen (Reichweite 4 km, Durchschlagskraft 500 mm) installiert. In den Jahren 1963 und 1964 wurde das Design weiter modifiziert und mit zwei 73-mm-Glattrohrkanonen 2A25 Molniya in einer Wanne für den Nahkampf, zwei PKT-Maschinengewehren und dem Klin-System (einem Nachtsichtgerät für Fahrer von ZOMZ) ausgestattet. Der erste Prototyp (Nr. 1) wurde Anfang 1964 bei LKZ aus T-64-Komponenten zusammengebaut. Die Werkstests von April bis Oktober 1964 umfassten einen 1000-km-Lauf und den Abschuss von 200 Raketen, die eine Genauigkeit von 85 % auf 3 km bestätigten.

1965 wurden weitere Prototypen gebaut: Nr. 3 für Gasturbinentests (zwei 700-PS-GTD-3TM-Motoren) und Nr. 5 für gemeinsame Tests mit der GBTU. Staatliche Tests auf dem Testgelände Kubinka in den Jahren 1966–1967 ergaben Vorteile: eine Geschwindigkeit von 66 km/h, Unterwasserantrieb (Tiefe 1,4 m) und Schutz gegen 100-mm-HEAT-Geschosse. Nachteile: die Instabilität des Typhoon (Fehler bei 20 % der Starts), Schwierigkeiten beim Ausfahren der Plattform (10–15 Sekunden) und Überhitzung der Elektronik. Im September 1968 wurde das Projekt abgeschlossen: Vorrang hatten Objekt 434 mit der Cobra (basierend auf dem T-64) sowie der T-72 mit kombinierter Bewaffnung. Chruschtschows Reformen (1960er Jahre) konzentrierten sich auf Raketen, nicht auf „Hybride“. Prototypen: Nr. 1 und Nr. 5 in Kubinka (eingelagert, Nr. 1 teilweise zerlegt), Nr. 3 für Ersatzteile. Dokumentation für den T-64B (Reflex ATGM, 1976) nach Charkow überstellt. Objekt 287 wurde zu einer „Brücke“ zwischen dem rohr- und raketenbasierten Konzept und beeinflusste den Export des T-55AD.

Design und Spezifikationen

Objekt 287 wurde als mittlerer Jagdpanzer mit Schwerpunkt auf weitreichenden Lenkwaffen, einer minimalen Besatzung und verbessertem Schutz gegen nukleare/kumulative Wirkungen konzipiert. Die Anordnung ist ungewöhnlich: kein Turm – die Besatzung befindet sich im vorderen Fahrerraum (durch eine Trennwand isoliert), der Kampfraum mit den Geschützen ist in der Mitte und der Motor befindet sich hinten. Die Wanne ist aus gewalzter Panzerung geschweißt (120–200 mm Front bei 65°, 80 mm Seiten), mit antikumulativen Schildern (10 mm Gitter) und einer PAZ (Anti-Aerosol). Schutz: die Front hält 100 mm APFSDS auf 1 km stand, ABC-Filter, TDA. Rotierende Plattform (360° in 15 Sek.) auf dem Dach mit einer hydraulischen Luke für ATGMs: Ausfahren in 5–10 Sek., Laser-/Drahtlenkung.

Die Bewaffnung ist kombiniert: Die Hauptbewaffnung ist die Panzerabwehrlenkwaffe 9K15 Typhoon (4 Raketen in einem TPK, Reichweite 0,5–4 km, Durchschlagskraft 500 mm, manuelle Lenkung über Kabel, Genauigkeit 90 %). Zusätzlich gibt es zwei 73-mm-Glattrohrkanonen 2A25 Molniya (30-Kaliber-Lauf, Durchschlagskraft 300 mm auf 1 km, Munition je 40 Schuss, Feuerrate 10 Schuss/min), Zwillings-7,62-mm-PKT (je 2000 Schuss). FCS: Spider-Optikvisier (Reichweite 4 km), Nachtsichtgerät TPN-73 (1 km), Stabilisierung. Besatzung – 2 Personen (Kommandant-Bediener, Fahrer), mit automatischem Laden der Waffen und Raketenstart.

Antrieb: 5TD (Diesel, 700 PS), spezifische Leistung 19 PS/t. Geschwindigkeit: 66 km/h auf der Straße, 40 km/h im Gelände. Reichweite: 500 km. Fahrgestell: Drehstabfederung vom T-64 (6 Rollen pro Seite). Unterwasserantrieb: OZ, Geschwindigkeit: 8 km/h.

Technische Eigenschaften:

  • Gewicht: 36,5 Tonnen
  • Besatzung: 2 Personen (Kommandant-Bediener, Fahrer-Mechaniker)
  • Panzerung: Rumpffront – 120–200 mm (65°), Seiten – 80 mm mit Blenden, Heck – 50 mm
  • Bewaffnung: 9K15 Typhoon ATGM (4 Raketen, Reichweite 4 km), zwei 73 mm 2A25 Kanonen (80 Schuss), zwei 7,62 mm PKT (4000 Schuss)
  • Motor: 5TD, Diesel, 700 PS
  • Geschwindigkeit: bis 66 km/h (Autobahn), bis 40 km/h (unwegsames Gelände)
  • Gangreserve: ~500 km (Autobahn)
  • Federung: Drehstabfederung mit 6 Rollen pro Seite
  • Überwindung von Hindernissen: Graben – 2,5 m, Mauer – 0,7 m, Furt – 1,4 m (Unterwasser 1,4 m)

Kampf-Anwendung

Objekt 287 wurde nicht im Kampf eingesetzt, sondern nur getestet. Werkstests Nr. 1 (1964): 1000 km, 200 Typhoon-Starts (85 % Erfolgsquote), 300 Kanonenschüsse. Staatliche Tests (1966–1967, Kubinka): Manöver, Feuern im Nebel/bei Nacht, Unterwasserangriffe. Vorteile: Reichweite, Besatzung. Abgebrochen: 1968.

Bedeutung und Vermächtnis

Objekt 287 – der Höhepunkt des Raketenzeitalters, der die ATGMs des T-72 beeinflusste. Es wird in Museen aufbewahrt und ist ein Symbol der Innovation der 1960er Jahre.

Blog und Artikel

nach oben