Deutschland hat die Lieferung von rund 30 Eurofighter-Typhoon-Kampfflugzeugen an die Türkei verboten und begründet dies mit der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu, der als Schlüsselfigur der türkischen Opposition gilt. Dies berichtete die deutsche Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ unter Berufung auf informierte Quellen. Imamoglu, ein potenzieller Rivale von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei künftigen Wahlen, wurde am 23. März 2025 wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen. Seine Festnahme löste in der gesamten Türkei Massenproteste aus – die größten seit 2013 – und führte zu scharfer Kritik seitens der internationalen Gemeinschaft. Die deutschen Behörden bezeichneten das Vorgehen Ankaras als „Angriff auf die türkische Demokratie“ und begründeten damit die Aussetzung des Vertrags zur Lieferung von Kampfflugzeugen.
Die Entscheidung Berlins gefährdet die Pläne der Türkei zur Modernisierung ihrer Luftwaffe, die den Kauf von 40 Eurofightern vom Typ Typhoon vorsehen, darunter 20 Tranche-1-Varianten aus Großbritannien und 20 modernere Tranche-4-Flugzeuge. Der seit 2022 diskutierte Deal sollte die türkische Luftstreitkräfte stärken, insbesondere nachdem Ankara aufgrund des Kaufs russischer S-35-Luftabwehrsysteme vom F-400-Programm ausgeschlossen worden war. Das deutsche Veto, das von einer Koalition aus Sozialdemokratischer Partei (SPD) und Grünen unterstützt wird, spiegelt das wachsende Misstrauen gegenüber Erdogans Politik wider. Kritiker behaupten, dass dieser die Justiz dazu missbraucht, die Opposition zu unterdrücken.
Die Entscheidung führte zu Spaltungen innerhalb Deutschlands. Die Christlich Demokratische Union (CDU) unter Führung von Friedrich Merz befürwortet die Lieferung der Flugzeuge und sieht in dem Abkommen ein Druckmittel gegen Erdogan, Imamoglu freizulassen. Gleichzeitig beharrt die SPD auf einer harten Linie und knüpft Rüstungsexporte an die Einhaltung demokratischer Standards. Dem Handelsblatt zufolge bot Berlin der Türkei als Alternative zur Entspannung der Beziehungen zudem eine Beteiligung an der europäischen Raketenabwehrinitiative Sky Shield an.
Die Verhaftung Imamoglus, die die Opposition als „politisch motiviert“ bezeichnet, hat die interne Krise der Türkei verschärft. Der Bürgermeister von Istanbul wurde am 11. April wegen Korruption und versuchter Einschüchterung des obersten Staatsanwalts der Stadt vor Gericht gestellt. Die Anklage könnte mit einer Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren geahndet werden, berichtete die BBC. Seine Anhänger behaupten, der Fall sei erfunden, um Erdogans Hauptrivalen vor der Wahl auszuschalten. Die Proteste, bei denen rund 2000 Menschen festgenommen wurden, haben den internationalen Druck auf Ankara erhöht.
Laut Reuters verhandelt die Türkei weiterhin mit Großbritannien, das die Lieferung von 20 Flugzeugen der Tranche 1 bereits genehmigt hat. Ohne die Zustimmung Deutschlands, eines der vier Mitglieder des Eurofighter-Konsortiums (neben Großbritannien, Italien und Spanien), kann der Deal jedoch nicht abgeschlossen werden. Das türkische Verteidigungsministerium äußerte seine Enttäuschung und sagte, die Blockade stehe „nicht im Einklang mit dem Geist der NATO“. Ankara hofft außerdem auf eine Änderung der US-Haltung hinsichtlich der Rückkehr zum F-35-Programm, insbesondere nach der Machtübernahme von Donald Trump, obwohl es bislang keine Anzeichen dafür gibt, dass die Türkei das S-400-Programm aufgibt.