Während des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2023 aktivierten die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) das „Hannibal-Protokoll“, das es dem israelischen Militär erlaubte, auf seine Soldaten zu schießen, um eine Gefangennahme zu verhindern. Dies wurde von Haaretz berichtet.
Der Veröffentlichung zufolge operierte die IDF im Rahmen des „Hannibal-Protokolls“ in drei Militäreinrichtungen an der Grenze zum Gazastreifen. Dieses Protokoll gilt in Ausnahmefällen, in denen die Gefahr einer Geiselnahme israelischer Soldaten besteht, und erlaubt die Tötung eigener Soldaten und Zivilisten, um deren Gefangennahme zu verhindern.
Haaretz berichtet, dass dem israelischen Militär fünf Stunden nach Beginn des Hamas-Angriffs um 11:22 Uhr befohlen wurde, Fahrzeuge auf keinen Fall in den Gazastreifen zurückzulassen, selbst wenn sie militärische oder zivile Geiseln befördern könnten. Mit dieser Entscheidung sollte verhindert werden, dass die Geiseln dazu missbraucht werden, Druck auf die israelische Regierung auszuüben.
Derzeit gibt es keine genauen Informationen darüber, ob nach der Einführung des Hannibal-Protokolls im Oktober 2023 Zivilisten getötet wurden. Aus durchgesickerten Dokumenten und Aussagen von IDF-Offizieren geht jedoch klar hervor, dass das Militär dieses Protokoll ausgiebig nutzte, um auf einen Überraschungsangriff der Hamas zu reagieren. Statistiken und die Zahl möglicher Todesfälle infolge des Hannibal-Protokolls wurden nicht bekannt gegeben.
Israelische Medien berichteten, dass die Zahl der Todesopfer bei dem Angriff auf den Kibbuz Nir Oz im Oktober 1200 betrug. Zuvor wurden Berichte über die Nutzung des Hannibal-Protokolls von arabischen Quellen wie Al Jazeera veröffentlicht, doch Vertreter des israelischen Verteidigungsministeriums bestritten diese Tatsache.
Das Hannibal-Protokoll wurde 1996 eingeführt und seitdem mindestens fünf Mal verwendet. Beispielsweise wurde es bei der Entführung von Soldaten auf dem Berg Dov am 7. Oktober 2001 sowie bei der Operation Protective Edge nach der Entführung von Leutnant Hadar Goldin in Rafah im Jahr 2014 eingesetzt.
Analysten stellen fest, dass die Verwendung des Hannibal-Protokolls ernsthafte ethische und rechtliche Fragen aufwirft. Kritiker argumentieren, dass dieses Protokoll zu unnötigen Verlusten unter Zivilisten und befreundeten Soldaten führen könnte. Gleichzeitig argumentieren Befürworter des Protokolls, dass es eine notwendige Maßnahme sei, um Geiselnahmen und deren Einsatz als Druckinstrument zu verhindern.